25.09.2019 - 15:38
Nachdem wir vergangenes Jahr Avionic mit der Diana 2 FES und der Diana 3 FES zu Gast in Bronkow hatten, haben wir uns dieses Jahr die Firma HPH mit der 304C "Wasp" (15m Standardklasse) und der 304MS "Shark" (18m-Klasse, eigenstartfähig) eingeladen. Wir hätten uns auch sehr über die "Twin Shark" (20m Doppelsitzer) gefreut, jedoch war diese schon auf dem Weg zur "Wintersaison" nach Südafrika. Die 304C "Wasp" konnte sogar geflogen werden, was ich und weitere Piloten gern nutzen wollten. Unter Anderem ging es um die Bewertung, ob die Wasp als Vereinsflugzeug taugt, weshalb ich einen ausführlichen Flugbericht dafür geschrieben habe.
Das Aufrüsten wurde von zahlreichen Anwesenden aufmerksam beobachtet. Dank der automatischen Ruderanschlüsse sind beide Flugzeuge im Nu zusammengesteckt.
26.09.2019 - 10:29
Ich setze mich gleich als Erster in die 304C für eine Sitzprobe. Mit meinen 188cm passe ich ohne Probleme in das Cockpit. Selbst mit 195cm scheint man sich das Flugzeug anpassen zu können, wie wir abends noch versuchten. Alle Bedienelemente sind sehr gut erreichbar. Die Klappen gehen knackig über die Verriegelung und fahren danach leichtgängig aus und ein.
Wir schieben den Flieger nach einer Einweisung durch die HPH Mannschaft und dem kurzen Studium des Handbuchs an den F-Schlepp Start. Nach dem Schließen der Haube rollt die Wilga vor. Das Anrollen und Abheben gestaltet sich problemlos. Durch die Bugkupplung in der Rumpfnase und das Heckrad rollt die Wasp ohne viele Korrekturen hinter dem Schleppflugzeug her. Der Segler hebt von allein ab. Meine ersten Betätigungen des Höhenruders lassen den Flieger etwas unruhig, aber beherrschbar um die Querachse pendeln. Die Parallelogrammsteuerung reagiert prompt, das ist für mich noch etwas ungewohnt.
Der Steigflug bis auf 1000m AGL verläuft ereignislos. Mit nur geringen Ruderausschlägen lässt sich die HPH leicht hinter der Wilga halten. Nach dem Auskuppeln fahre ich ohne Mühe das Fahrwerk ein. Die Mechanik ist präzise und leichtgängig. Beim Einleiten eines Vollkreises um den Luftraum zu überprüfen bemerke ich schon die gute Wendigkeit.
In Richtung Bronkow Dorf ausgerichtet beginne ich langsam die Fahrt wegzuziehen. Bei ca. 60 km/h ist Schluss, der Knüppel voll gezogen. Die Wasp vollführt ganz leichte Nickbewegungen und will sich die notwendige Fahrt holen. Auch jetzt ist der Segler noch beherrschbar und hat keine Tendenz zu einer Seite wegzukippen. Ich trete in das rechte Seitenruder, was zum Abkippen über die rechte Fläche führt. Ich nehme alle Ruder neutral und die Drehbewegung endet unverzüglich. Beim zweiten Versuch über die linke Fläche betätige ich die Ruder etwas forscher und halte sie in der Position. Das daraus entstehende Trudeln ist unruhig und mit ganz leichtem Nachdrehen (<1/4 Umdrehung durch verzögertes Nachlassen des Höhenruders) mit der Standardmethode zu beenden.
Als nächstes Versuche ich das Abkippen aus dem Kurvenflug. Wenn das Ziel das Trudeln war, dann misslingt mir der erste Versuch über die rechte Fläche. Die Wasp geht in eine Art Spiralsturz über und wird ohne viel Aufwand wieder eingefangen. Über die linke Fläche bewege ich die Ruder wieder etwas schneller und komme in ein reguläres Trudeln, welches sich wie zuvor beschrieben problemlos ausleiten lässt.
Jetzt standen Kreisflug, Kurvenwechsel und Schnellflug auf dem Programm. Die zuvor schon bemerkte Wendigkeit zeigte sich hier noch einmal deutlich, ebenso wie eine saubere Ruderabstimmung. Der Kreiswechsel (45-45 Grad) gelingt mir auch bei niedrigen Geschwindigkeiten in den vom Handbuch angegebenen ~3 Sekunden. Trotz der hohen Rollwendigkeit ist kein nachpendeln in einer der Achsen bemerkbar, die HPH lässt sich sauber auf den Punkt ausrichten.
Es begann sich schwache Thermik an diesem sonnigen Herbsttag zu entwickeln. Die Wasp zeigte sehr gut, wo die Thermikblasen aufstiegen und schnell hatte ich das Steigzentrum gefunden und zentriert. Wie auf Schienen kreiste ich mich ganz langsam nach oben. Nach einer halben Stunde leitete ich den Abstieg ein. Noch andere Piloten warteten auf ihren Probeflug. Ich slippte einen Teil der Höhe weg und befand mich kurze Zeit später in der vierten Kurve in 150m. Dort fuhr ich die Bremsklappen voll aus, um die großzügig verbleibende Höhe abzubauen. Überrascht von der hohen Sinkrate musste ich die Klappen sogar wieder ein Stück einfahren. Ganz anders als bei unseren Astiren und der ASW 19! Ohne weitere Anpassungen der Klappenstellung beendete ich den Anflug und die Landung und bremste sanft mit den Hackenbremsen ab.
Am Nachmittag machte ich noch einen Windenstart, um auch diesen mal mit diesem Flugzeug erlebt zu haben. Ähnlich wie beim Flugzeugschlepp machte ich eine leichte Pendelbewegung nach dem Abheben, geschuldet dem sehr gut wirksamen Höhenruder und der Parallelogrammsteuerung. In etwas über 300m Höhe wurde ich ausgekuppelt. Sascha kreiste schon leicht über mir mit dem Duo Discus. Ich ordnete mich unter ihm ein und stieg dank des leichteren Fliegers langsam an ihn heran. Als wir auf der gleichen Höhe waren nutzten wir das für Fotos und Videos von beiden Flugzeugen.
Persönliches Fazit: Die HPH 304C "Wasp" ist uneingeschränkt für den Verein nutzbar. Die sehr gute Ruderabstimmung gepaart mit hoher Wendigkeit und gutmütigem Verhalten machen sie zu einem guten Schulungsflugzeug, dass obendrein mit Gleitleistungen einer LS4 glänzt.
Vielen Dank nochmal an die Firma HPH und Alexander Hildebrandt für die freundliche Unterstützung bei diesem Event, an Ralf für die Kommunikation mit HPH und an die Bronkower Frauen für das leckere Essen.