Fliegerclub Bronkow e.V.

Hangflug Ithwiesen 2022


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15.10. (Sa) - Anreise

04.11.2022 - 11:02

Die Planungen zur Hangflugwoche starteten im Frühjahr. Mein Arbeitskollege Axel aus Pasewalk fährt seit Jahrzehnten zum Flugplatz Ithwiesen, welcher am Ende der „Ith“ genannten Hügelkette liegt. Ich selbst war dort vor zwei Jahren und wollte unbedingt bei Gelegenheit zurückkehren.

Unsere Anreise war für den Samstag im Anschluss an unsere Technikerversammlung geplant. Parallel zur Versammlung haben Friedrich und andere helfende Vereinsmitglieder den Duo abgerüstet und abfahrbereit gemacht. Nach jeder Menge LKW Slalom und fünf Stunden Fahrt kamen wir am späten Nachmittag am Ith an. Axel mit dem Pasewalker Duo Discus XLT ist bereits da. Der Flugplatz ist krumm und schief, wie ich ihn in Erinnerung habe und ich freue mich auf die ersten Flüge. Auch einige bekannte Gesichter des LSV Ithwiesen liefen mir direkt über den Weg.

Zunächst musste jedoch um den landenden und abrüstenden LSC Leverkusen, der in der ersten Hangflugwoche am Ith war, herum rangiert werden. Das Aufrüsten verschoben wir auf den folgenden Morgen. Wenig später traf auch Friedrich (mit dem Frühstückseinkauf) ein. Abends wurde dann noch beim traditionellen Kartoffelbraten-essen gefeiert. Für die Leverkusener war es die Abschlussparty, für uns die Eröffnung.

16.10. (So) - erster Hangtag

04.11.2022 - 11:18

Um 09:00 krabbeln wir aus dem Bett zum Frühstück. Der Vorabend hat zum Glück keine großen Spuren hinterlassen. Abgesehen davon ist Hangwind angesagt! Beim Briefing gegen 10 Uhr besprechen wir unsere Pläne, die voraussichtliche Landerichtung und sonstige (vor allem wetterbedingte) Besonderheiten des Tages. Da ich hier vor zwei Jahren schon geflogen bin, konnte ich direkt mit der Einweisung unserer eigenen Mitglieder (Friedrich und Fuzzy) beginnen. Die angesagte Landerichtung war die hier wohlbekannte "Segelwindlandung". Hierbei wird mit reichlich Überfahrt steil hinter dem Start im Lee herumgekurvt und quer über die Startstrecke den Hang hinauf gelandet. Das kannte ich noch nicht vom letzten Jahr, aber ich wurde genaustens über die Besonderheiten unterrichtet und fühlte mich sicher genug für den Versuch. Im AIP braucht man diese Landerichtung übrigens nicht zu suchen…

Zunächst aber haben wir beide Duo Discus zusammengesteckt - was dank vieler helfender Hände schnell erledigt war. Am Hang flogen bereits Flugzeuge aus Bisperode und Hellenhagen - Ithwiesen startete auch durch die abendliche Party etwas ruhiger in den Tag. Am Start wurden die Flugzeuge hinter einem kurzen ebenen Bereich an ein Hangstück gestellt. Das machte zwar das Abstellen etwas komplizierter (zwei Flugzeuge hintereinander - gebremst mit Holzklötzen, der Rest rechtwinklig daneben in Parkposition), erhöhte aber die Schleppstrecke signifikant.

Nach dem Start des Pasewalker Duo waren wir an der Reihe. Die Winde zog äußerst kräftig an und....zerriss direkt Seil UND die Sollbruchstelle. Das kam mir auch aus Bronkow irgendwie bekannt vor. Nach 30 Minuten waren die Sollbruchstelle gewechselt und das Stahlseil mit Presshülsen schnellgespleißt. Nach dem Schlepp fanden wir uns 150m über der Startstelle inmitten von einer Hand voll anderer Flugzeuge am Hang wieder. Wir sortierten uns entsprechend ein und flogen zunächst vorsichtig zum anderen Ende des Hanges, zur ziemlich genau 20km entfernten und sogenannten "Krücke", vor. In der Luft war innerhalb von 300 Metern viel los. Alle drei Flugplätze am Ith (Ithwiesen, Hellenhagen und Bisperode) hatten Flugbetrieb und nutzten das Wetter dankbar. Zusätzlich sind offenbar einige Flugzeuge von Porta Westfalica zum Ith herübergesprungen.

Nach dem Testen des Hanges flogen wir ebenfalls mehrfach in verschiedenen Höhen den Hang hoch und runter. WeGlide errechnete uns am Abend 125 km über 6 Schenkel mit 145 km/h. Nach 10 Runden ging es zur Segelwindlandung. Position und dritte Kurve liefen noch vergleichsweise normal ab. In die vierte Kurve ging es dann etwas zu hoch mit ca. 150km/h. Um die ca. 110° mit Fläche auf das SKP zeigend zu machen brauchten wir viel Querneigung. Immer noch zu hoch fuhr ich bereits dort die Klappen aus. Der Duo sinkt zum Glück sehr gut und so setzten wir auf halbem Weg hangaufwärts auf und ließen uns von der Steigung abbremsen. Zwei Einheimische verrieten uns dann, dass wir ruhig etwas tiefer und langsamer anfliegen könnten. Nächstes Mal...

Wir tauschten durch und ich flog die Runde noch ein paarmal mit Fuzzy. Mittlerweile hatte sich auch Wolkenthermik gebildet, sodass einige Flugzeuge am Hang entlang schrubbten und andere versuchten sich unter die Wolken zu hängen. Das führte teils zu Chaos, weil manch einer nicht am Hang umdrehte, sondern einfach in einen Vollkreis ging, um im Bart zu kurbeln. Am Ende ließ der Wind recht rasch nach. Die letzte Runde den vollen Hang entlang wäre uns fast zum Verhängnis geworden. Das bedeutete außerdem, dass viele Flugzeuge gleichzeitig auf dem Ith landeten, was eine zusätzliche Herausforderung war. Fuzzy konnte damit auch seine erste Landung am Ith erfolgreich abschließen.

Insgesamt war das ein toller erster Tag, der Hunger auf mehr machte. Abends kam mit Sascha noch der nächste Teilnehmer an und wir machten schon entsprechende Pläne für den Folgetag.

17.10. (Mo) - zweiter Hangtag

04.11.2022 - 11:33

Heute war stärkerer Wind angesagt, aber aus anfänglich "ungünstigerer" Richtung für reinen Hangflug. Das allerdings könnte Wellenflugbedingungen bedeuten, hörten wir. Sei es drum, fliegen wollten wir so oder so. Also Duos fertig gemacht und an der Schleppstange den Berg hochgezottelt. Nasses Gras, ordentlich Steigung und ein dickes Flugzeug an der Kupplung vertragen sich übrigens nicht sonderlich gut. Sascha war mit seiner Einweisung als Erster dran. Ich flog heute von hinten.

Der Windenstart klappte ausgezeichnet und im Nu fanden wir uns am Hang wieder. Tatsächlich war schon zu spüren, dass der Hang schlechter trug als am Vortag. Im Bereich der Krücke am Steinbruch fanden wir uns plötzlich bei schwachem Steigen achternd mit 5-6 Flugzeugen wieder. Da es dort keine festgelegten Wenden am Hang gibt hatte jeder so seine eigenen Ideen, wie man das Beste aus dem Hangaufwind herausholen könnte, was die Verkehrssituation sehr anspruchsvoll machte. Immer mal wieder flogen Segler vom Hang weg in Richtung Tal. Das kannte ich von meinem letzten Besuch hier, die Welle steht meist noch weiter im Luv als der eigentliche Hangaufwind. Wir selbst versuchten es zweimal, flogen dann aber vorsichtig (= langsam) Richtung Ith zurück.

Das Steigen am Hang war näher am Platz im Bereich der sogenannten „Düse“ besser und wir konnten etwas Höhe gewinnen. Ab 500m, leicht im Luv, wurde das Steigen merklich ruhiger und auch etwas stärker. Wir hatten den Welleneinstieg gefunden. Weit über uns sahen wir andere Segler, die laut den Gesprächen im Funk versuchten über die 3000m zu kommen. Das könnte eine Weile dauern, dachten wir uns. Als eine Gruppe von drei Seglern voraus flog - vermutlich um eine weitere Welle weiter im Luv zu finden - machten wir uns hinterher. In ein paar Kilometern Entfernung sah man etwas, das wie eine Rotorwolke aussah. Leider entpuppte sich das als Reinfall und wir fanden uns recht schnell in stärkerem Sinken wieder. Wir drehten um und flogen dank Rückenwind recht schnell wieder am Platz vorbei. Dabei sahen wir, wie am Boden gerade die HPH aufgerüstet wurde. Felix war angekommen. Wir entschieden uns nach weiteren 10 Minuten zu landen, damit Felix mit Fuzzy seine Einweisung fliegen konnte. Unsere Landung fand diesmal auf der 18 statt. Das kannte ich noch von meinem vorigen Besuch hier. Hinter dem Start über den Berg und erneut mit hoher Fahrt ins Lee. Nach zwei kurzen 90° Kurven dann bergauf auf die markierte Landebahn.

Ich selbst stieg in die HPH um. Nach nur einer halben Stunde war ich wieder in der Luft. Zunächst suchte ich wieder nach der Welle und fand sie auch. Die hereinziehenden Wolkenformationen sahen wirklich schön und faszinierend aus. In ca. 1500m Höhe wurde das Steigen schwächer und es war schwieriger, die optimale Linie zu finden. Eigentlich war ich aber wegen Hangflug hier, also stürzte ich mich aus der Höhe dem Hang entgegen und flog dort bei optimalen Bedingungen. Wenn man alles steigen wegdrückte konnte man mit ungefähr 180 km/h auf Höhe der Hangkante den Ith entlang fliegen. Irgendwann kam mir auch nochmal unser Duo mit Sascha und Friedrich entgegen, sodass wir ein paar tolle Fotos machen konnten.

18.10. (Di) - Therme und Nachtwanderung

04.11.2022 - 14:14

Der Dienstag startete mit einem verhaltenen Blick aus dem Fenster. Aufgrund der aufliegenden Wolkenschicht sahen wir anstatt Berge, eine weiße Wand. Nach einer Kombination aus Brunch und Wetterbriefing mussten wir feststellen, dass das Flugwetter weder zum Thermik- oder Wellefliegen einlädt noch der Hangwind bläst. Daraufhin beschlossen wir eine nahgelegene Therme zu besuchen. Da der Himmel im Laufe des Nachmittags aufklarte, konnten wir uns im Außenbereich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Während wir die Vorzüge einer Poolbar genossen, planten wir bereits die Abendversorgung. Wir entschlossen uns dazu nach dem Thermebesuch groß einkaufen zu gehen, um selbst Biftekis zu grillen. Gesagt – getan.

Das Abendbrot noch nicht einmal richtig verdaut, kam von der eingeborenen Jugend die Idee einer Nachtwanderung auf. Diese sollte traditionell zum Raabe-Turm führen. Die Aussichtsplattform liegt auf einem Berg, gegenüber des Flugplatzes. Etwas naiv spazierten wir also in die Nacht hinein.  Unterwegs konnten wir sowohl einzelne Glühwürmchen am Boden als auch einige Sternschnuppen am sternenklaren Himmel entdecken. Eine Stunde, 4 Kilometern Strecke und ca. 200 Meter Höhenunterschied später, erreichten wir endlich den Turm. Wir wurden mit einem nächtlichen Panorama über das Weserbergland belohnt, wobei natürlich die beleuchteten Orte im Tal herausstachen.

19.10. (Mi) - Abhängen

04.11.2022 - 14:24

Nach der Nachtwanderung schliefen wir wie ein Stein. Demnach startete der Morgen ruhig. Der Wind ließ leider keinen Hangflug zu und das Wetter war nasskalt. Ein paar von uns widmeten sich privaten Arbeiten. Die Anderen verfolgten den kleinen Schulflugbetrieb des LSV Ithwiesen.

Nachdem die Winde genauer begutachtet wurde, konnten wir sogar noch für einen kurzen Flug in die ASK21 des LSV einsteigen.

Den Abend ließen wir gesellig in der Bergstation ausklingen.

20.10. (Do) - Wanderung zum Ith-Turm

04.11.2022 - 14:29

Der Morgen startete recht entspannt. Der Wetterbericht vom Vortag war zwar nicht vielversprechend, ließ jedoch Hoffnung zu. Da die Windrichtung erneut nicht ausreichend auf dem Hang stand, wollten wir zur Übung auf dem unwegsamen Gelände wenigstens ein paar Starts machen. Beim Frühstück konnte man sogar das Wort „Welle“ von ein paar Einheimischen vernehmen, welche in der Nähe des Platzes stehen könnte. Beim Briefing, eine Stunde später, mussten wir feststellen, dass es beim „könnte“ bleiben sollte. Des Weiteren haben in der Zeit die Windböen zugenommen. Nachdem die Lehrer vom LSV bekanntgaben, bei dem Wetter nicht Schulen zu wollen, ließen wir die Vernunft walten und cancelten ebenfalls den Flugtag.

Als Alternativprogramm planten wir zum Ith-Turm zu wandern. Der Aussichtsturm auf dem Ith, an welchem wir bereits Sonntag und Montag vorbeigeflogen sind. Der Hinweg zum Turm führte durch den Wald, stellte sich jedoch als unspektakulär heraus. Dort angekommen, genossen wir bei Sonnenschein die Aussicht. Für den Rückweg wählten wir eine andere Route, welche auf dem Kamm des Iths entlangführte. Diese führte durch unberührte Natur und bot uns immer wieder tolle Ausblicke ins Tal.

Nach der schönen Wanderung kehrten wir in ein Bistro in der Nähe des Platzes ein. Mit Burger oder Schnitzel gestärkt ließen wir den Tag auf dem Flugplatz ausklingen.

21.10. (Fr) - Fliegen ohne Aufwind

04.11.2022 - 14:36

Auch wenn die Wolken recht niedrig hingen und der Platz sehr feucht war, wollten wir es uns nicht nehmen lassen am letzten Tag noch einmal zu fliegen. Des Weiteren sind einige von uns beim heimatlichen Abfliegen eine Woche später verhindert. Somit wollten wir unseren Urlaub und auch unsere Saison persönlich auf dem Ith abschließen. Es stellte sich jedoch ein Problem dar, welches wir aus Bronkow nicht kennen. Der Platz war so nass und matschig, dass der Windenfahrer Angst hatte, den Winden-LKW auf dem Feld zu versenken. Aus diesem Grund entschlossen wir uns gemeinsam mit den Schlepppiloten ausschließlich ein paar F-Schlepps zu machen. Im Segelflugzeug der Schleppmaschine bergab dem Platz zu folgen, ist definitiv ein Erlebnis Wert und eine lehrreiche Erfahrung.

Nach dem kurzen Flugbetrieb folgte das Abrüsten der Flugzeuge. Gemeinsam als Gruppe konnten wir diesen Punkt recht zügig abarbeiten. Pünktlich genug, bevor der regen begann. Es folgte das Packen der privaten Sachen. Vor der nächtlichen Heimfahrt schauten wir noch einmal kurz bei der „Fun-am-Hang“ Party auf dem Nachbarflugplatz Hellenhagen vorbei. Diesen konnten wir in den Tagen zuvor bereits aus der Luft und vom Ith-Turm beobachten. Klein wie die Fliegerwelt manchmal ist, trafen wir vor Ort das ein oder andere bekannte Gesicht. Ein paar von ihnen hatten Bronkow sogar schon einmal besucht.

Schlussendlich war es ein wunderschöner Fliegerurlaub. Wir bedanken uns noch einmal für die großartige Gastfreundschaft des LSV Ithwiesen. Wir hatten sehr viel Spaß und konnten auch fliegerisch einiges dazulernen. Das Fliegen am Hang in den goldenen Herbst hinein war für uns ein besonderer Saisonabschluss. So besonders, dass wir bereits das Wiedersehen geplant haben ;-)

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